Die Ästhetik der Verpackung
„Malerei ist die Schaffung einer Analogie zum Unanschaulichen und Unverständlichen, das auf diese Weise Gestalt annehmen und verfügbar werden soll. Deswegen sind gute Bilder unverständlich“ Gerhard Richter 1981
Eine interessante These, die für die Abstraktion in der Malerei spricht. Meines Erachtens ist auch die Abstraktion in der Motivwahl, eine Auswahl für ein spannendes Bild. Obschon schnell erkennbar ist was das Bild darstellen will so bleibt das Motiv abstrakt. Somit auch eine Art das Unverständlichen in Gestalt zu bringen und es verfügbar zu machen.
Copy Waste als Kollektivum in meiner künstlerischen Arbeit, greift die Thematik der Überflußgesellschaft und deren Konsumverhalten auf.
In der aktuellen „ästhetischen Ökonomie“ verlangt unser systemgerechtes Verhalten einen exzessiven Konsum von Waren. Die Subsistenzwirtschaft ist veraltet und ein Wachstum der kapitalistische Wirtschaft kann nur durch die Steigerung von Konsum erzielt werden. Laufend müssen neue Begehrnisse1 geschaffen werden, welche zur modernen Ausstattung unseres Lebens gehört.
In meiner Arbeit ist Copy Waste als Kunstgriff zu verstehen, der die Aufwertung von Abfall und Wertlosem anspricht. Das recyceln eines Motivs, welches zum Schutz unseren „Heiligtümer“ erschaffen wurde und sich durch die künstlerische Interpretation hervorhebt. Die Ästhetik dieser Verpackung gleicht einem Grundriß. In abstrakter Weise ähnlich dem St. Galler Klosterplan, welcher mir währen des Malprozess begegnete. Meine Auseinandersetzung von Religion und Konsum ist schon seit einiger Zeit ein Thema in meinen Werken (siehe Portfolio – Copy Waste / Cola Flasche). Die Kirche mit ihren Reliquien und Schätzen kann in Zusammenhang mit der Religion durchaus an das heutige Konsumverhalten anknüpfen. Die neue Überflussgesellschaft ist ideologisch in einem Knappheitsdenken befangen, in dem auch die gut verdienenden Konsumenten das Gefühl haben, zu wenig Geld zu besitzen um diese Konsumnotwendigkeit zu erfüllen. Zugleich predigen die Unternehmen die Dringlichkeit, daß eine Steigerung des Lebens nur durch den Konsum möglich ist. Die Industrie produziert laufend neue Begehrnisse für die Inszenierung des Lebens und ihren neuen ästhetischen Werten. Unser Wirtschaftswachstum ist auf den Konsum und deren Konsumsteigerung angewiesen.
Copy Waste beschäftigt mich schon seit Jahren und nimmt immer wieder neue Formen und Strukturen an. Die Thematik von Konsum, Überfluss und Wertvorstellungen ist laufend in meinen Werken sichtbar und manifestiert sich in unterschiedlichen Formen wie Beton, Vergoldung und Malerei (siehe Portfolio).
1 Gernot Böhme – Ästhetischer Kapitalismus – 2016