2021 – Mai – September
In fünf Vitrinen präsentiere ich alltägliche Gegenstände – zum Beispiel einen Löffel, einen Spray oder einen Kamm – und lasse auf der Vitrine eine Story dazu erzählen. Die Geschichten stehen immer im Zusammenhang mit einem bekannten Musiker, der in den letzten 25 Jahren auf der Schüür-Bühne performt hat. Das Objekt zusammen mit der Story dazu lösen beim Betrachter Emotionen aus. Alle im Schüür Garten gezeigten Objekte sind echt, im Sinne ihrer Existenz. Die Geschichten dazu sind allerdings frei erfunden. Dazu passende Texte von Diego Stocker (Textosteron).
Konzept / «Spiritus Consummatio»
2021 – In Planung
Im Namen der Spekulation, der Konsumation und des Wirtschaftswachstums
In Anlehnung an meine Betonabgüsse (www.re-cam.ch) möchte ich mit diesem Projekt das Thema der Gegensätzlichkeit und der Irritation aufnehmen und weiter vertiefen. «Spiritus Consummatio» stellt einen traditionellen Altar dar, gebaut in den Materialien Holz, Gips und Schlagmetall. Statt den Altar mit Putenengeln und anderen traditionellen sakralen Ornamenten zu schmücken, bediene ich mich für die Verzierungen an den Formen von herkömmlichen Plastik-Verpackungen, die ich in Gips ausgiessen werde. Die Bemalung imitiert echten Marmor, das glänzende Gold bilde ich aus einfachem Schlagmetall nach. Auf dem Altar befindet sich ein aufgeschlagenes Buch, welches den Text «Inritatio» offenbart: Eine etwas zugespitzte, subjektive, unvollständige und ironische Sichtweise der Säkularisierung im 21. Jahrhundert.
Der einzig richtige Ort für die Präsentation des Altars «Spiritus Consummatio» ist eine Kirche, deren spirituelle und andächtige Atmosphäre die Wirkung der Installation unterstreichen soll. Dabei unterstützen die verschiedenen Perspektiven an Betrachtungsmöglichkeiten in einem grossen, weiten Raum die Irritation, den Altar als festen Bestandteil des Gebäudes wahrzunehmen (Nähe / Distanz).
Alles nur eine Fälschung? Ein Irrtum, wie unser Glaube an das ewige Wirtschaftswachstum?
2001, kurz nach den Terroranschlägen von 9/11, ermutigte Rudi Giuliani, der damalige amtierende
Bürgermeister in einer Rede die Einwohner New Yorks mir den Worten: «…dont`t be afraid. Go shopping!
Sei es in materieller Form oder als Dienstleistung, wir konsumieren täglich über unseren Bedarf hinaus und bezeichnen den rauschartigen Konsum als alltägliches Glück, als elementaren Segen. Unser Glaube, unsere Moral und unsere Wertvorstellungen haben sich in Plastik und Metall verfestigt. Das Konstrukt des konsumistischen Entzückens, das sich wie ein billiges Ikea Möbel anfühlt, fällt dabei schon nach kurzer Zeit wieder in sich zusammen, um sofort wieder neue Begehrlichkeiten zu wecken.
Auf der Suche nach dem substanziellen Gefühl der Glücksseligkeit ist uns der spirituelle und geistige Glauben abhanden gekommen. Wir sind Abhängige einer konsumistischen Gesellschaft und intensivieren fortwährend unseren Konsum, um dem Wirtschaftswachsum gerecht zu werden.
Der Altar – «Spiritus Consummatio» darf zum Nachdenken anregen: Über die Folgen des maßlosen Konsums für unsere Gesellschaft und für die Umwelt. Über unsere Abhängigkeit von Produkten. Über die Ausrichtung unserer Gedanken und über das WA(H)RE GLÜCK.
«Das AussichtsLos»
Durchgeführt – 2019
Bei der Betrachtung des Interventionsstandorts 6 ist ein Übergang von Landwirtschaft zum Verkehr und zur Industrie sichtbar. Die Auto- und Bahn-Verkehrsachse entlang der Limmat und das grosse Möbelhaus visualisieren den Grenzbereich des Limmattals zwischen Natur und Industrie.
Eine grosse Reklamentafel verkündet die Botschaft von neuen und kostengünstigen Einwegmöbel Was sind die Bedingungen und Folgen von solchen Billigprodukten, die in Massen produziert und konsumiert werden? In einer Zeit, in welcher das Wort „Nachhaltigkeit“ als Modewort grassiert und deren Bedeutung in Werbeslogans flach getreten wird. Wie ist es möglich, solche Billigprodukte herzustellen und doch Gewinne zu machen, ohne die Ressourcen der Natur und Lebensbedingungen von Arbeitnehmenden auszubeuten? Wie schon Karl Marx in seinen Schriften darauf hingewiesen hat, dass das Kapital ein gemeinschaftliches Produkt sei und nicht als Besitz eines einzelnen verstanden werden kann.
Idee
Als ein Spiegelbild des grossen Möbelhauses soll sich ein grosser Haufen von alten und ausrangierter Möbel zu einem Turm bilden. Auf dessen Spitze befindet sich ein einzelner Sessel, auf welchem man bequem die Aussicht auf Landwirtschaft und Industrie geniessen kann. Der Aussichts-Sessel bietet Platz für eine Person. Diese Aussicht ist durch eine Kletteraktion über den Möbelstapel zu erklimmen. Ein symbolischer Akt des Aufstiegs einer Karriere.
Der Aufbau und Abbau wird von einer Gruppe Stellensuchenden ausgeführt. Die Aktion des Auf- und Abbaus wird somit zur Performance von Akteuren, welche die Enttäuschungen des Arbeitsmarktes hautnah miterlebten. Die Kehrseite des industriellen Kapitalismus und ein kritisches Spiegelbild der modernen Industrie.
Umsetzung
Als Intervention entsteht ein ca. 10 Meter hoher Möbelstapel aus alten und ausgedienten Möbel. Auf der Spitze des Möbelturms thront ein Sessel auf dem eine Person sitzen kann. In der Mitte des Stapels wird ein Stabilisierungspfahl gesetzt, um die Konstruktion zu stützen und die Möbel zu befestigen. Die Möbel, welche aus Liquidationen und Räumungen erworben werden, sollen aus Massivholz bestehen um die Dauer der Installation zu gewährleisten.
…Unweit von Kleindiensts «Refugium» und vom Möbelhaus Ikea entfernt wächst ein Turm aus alten Möbeln in die Höhe. Die bedrohlich übereinandergeschichteten Buffets, Bettgestelle und Tasteninstrumente sind zwar gut verschraubt, sich auf den zuoberst thronenden Stuhl zu setzen, ist allerdings nicht zu empfehlen. «Das Aussichtslos» nennt Roman Hartmann von der Hochschule Luzern die zusammen mit einer Gruppe von Erwerbslosen aufgebaute konsumkritische Installation. Noch steht sie inmitten von Feldern, die jedoch schon bald mit Schienen und dem Depot der Limmattalbahn überbaut werden…
Verkehrsanalyse in Beton
Durchgeführt – 2016
Analysen werden manifestiert. Argumente verhärtet. Bewegter Stillstand und doch am Anfang in flüssiger Form.
Die Verkehrsanalyse
Die Analyse zeigt nicht viel neues. Aber aus einer neuen Perspektive.
Die Installation
Die Verkehrssituation (Bundesplatz Luzern) wurde mit kleinen Spielzeugautos aus Beton nachgestellt.
Ca. 300 Betonautos wurden nach Plan auf die Wand geklebt. Es entstand eine 3m x 2m grosse Installation.
Himmelrich 2015
Ein komisches Gefühl beschleicht einen, wenn man das Zwischennutzungs-Atelier von Roman Hartmann alias Römer betritt. Im Zimmer stehen und hängen überall verteilt grössere und kleinere Betongegenstände. Ein Häufchen Betonpulver – mal grösser, mal kleiner – signalisiert die verwendete Menge, welche Hartmann für die Abgüsse seiner Objekte benötigt hat. Die Schablonen wiederum entnahm er den zurückgebliebenen Sachen der ehemaligen Tödistrassen-Bewohner und -bewohnerinnen. Und genau hier liegt die Faszination seines Projekts: Es thematisiert Flucht und Festhalten im Detail und zeigt trotzdem grosse Strukturen auf. Ein Kindergummipferd, ein Föhn oder einfach nur eine Steckdose: Sie alle haben Geschichten erlebt und erzählen diese nun. Teilweise sogar in Persona; Hartmann, der selbst gleich neben der Siedlung ein Atelier besitzt, hatte immer wieder mit Himmelrichlern zu tun und erfuhr kleine Geschichten, die grosse Geschichten ebenso detailliert abbilden; sie alle standen zwischen der erzwungenen „Flucht“ aus den maroden Gebäuden und dem Festhalten an der Heimat. Diese Thematik ist zum Zeitpunkt der Ausstellung und darüber hinaus aktueller denn je mit den Geschehnissen der Flüchtlingskrisen. Das eingangs beschriebene Gefühl, diese stille Melancholie, nimmt man denn auch mit aus der Ausstellung. So setzt der Künstler den Ehemaligen stille, feine Denkmale, welche aber auch ebenso sehr den Flüchtlingen weltweit gelten – und jenen Menschen, die anpacken und etwas machen, anstatt nur Worte zu sprechen. Dafür steht der Beton, als Zeichen des Aufbaus und der Stabilität. Und diese Elemente wünscht man sich für die Zukunft. Roman Hartmann hat den ersten Schritt getan.
Stoph Ruckli